Nach Jahren der Underperformance haben sich die Aktienmärkte der Schwellenländer in diesem Jahr besser entwickelt, als die der entwickelten Volkswirtschaften. Und viele Experten, darunter auch Investmentguru Marc Faber, sind der Ansicht, dass es sich auch weiter lohnen wird, auf die Emerging Markets zu setzen.
Die Schwächephase der Emerging Markets scheint langsam zu einem Ende zu kommen. Im Jahr 2010 wuchsen die Schwellen- und Entwicklungsländer laut dem World Economic Outlook des Internationalen Währungsfonds (IWF) noch mit einer beeindruckenden Rate von 7,5 Prozent. Doch dann ließ die Dynamik immer weiter nach. Bis auf vier Prozent ging das Wirtschaftswachstum im Jahr 2015 zurück.
Jetzt, in diesem Jahr, sieht es erstmals nach einer deutlichen Trendwende aus. Die Experten des IWF jedenfalls prognostizieren für diese Ländergruppe ein Wachstum von 4,6 Prozent. Das heißt, die Dynamik nimmt endlich wieder zu. Das bestätigt auch eine Analyse der Schweizer Bank UBS. Demnach liegt das Wachstum gegenüber dem Vorjahr in den Emerging Markets derzeit bei 4,5 Prozent.
Und genau das scheint das Interesse der Investoren in die heranwachsenden Volkswirtschaft zu wecken. Ebenfalls laut der UBS flossen in diesem Jahr bislang 47,6 Milliarden Dollar in globale Emerging-Market-Fonds, das sind erstaunliche 20 Prozent mehr als 2010, dem bislang besten Jahr für diese Länder. Und auch die Gesamtzuflüsse in Exchange Traded Funds haben zuletzt ein Allzeithoch erreicht.
Kein Wunder, dass sich das auch am Aktienmarkt widerspiegelt. Die Schwellenmärkte nämlich ließen den viel beachtetet US-Markt und auch die europäischen Pendants weit hinter sich. Laut BlackRock legten amerikanische Large Caps seit Jahresbeginn knapp zehn Prozent zu, während die übrigen entwickelten Aktienmärkte auf 18,5 Prozent Zuwachs in diesem Zeitraum kamen. Das ist zwar beeindruckend, die Emerging Markets aber liefen trotzdem deutlich besser. Sie kommen laut BlackRock seit Jahresbeginn auf ein Plus von 28,8 Prozent. Dazu kommt: Dort gibt es aktuell mit 2,5 auch noch recht attraktive Dividendenrenditen. Nur in den entwickelten Märkten außerhalb der USA ist mit 3,2 Prozent mehr drin.
Aber es gibt noch andere Gründe, die Emerging Markets auch nach dem Anstieg in diesem Jahr in der Anlagestrategie stärker zu berücksichtigen. Dazu zählt insbesondere die Bewertung. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt für die Schwellenländer laut StarCapital Research aktuell nämlich bei 14,5. Zum Vergleich: In den entwickelten Märkten beträgt es 21, für den US-Markt sogar 22,4. Dazu kommt eine starke Gewinndynamik bei den Unternehmen aus den Emerging Markets. Und dass die Schwellenländer, wie die Experten von Alliance Bernstein feststellen, heute über die Hälfte des globalen BIP ausmachen, während es im Jahr 2000 nur ein Drittel war. Starkes Wachstum führe zudem zu höheren verfügbaren Einkommen und deutlich mehr Konsum. Aus diesem Grund kommen die zwanzig am schnellsten wachsenden Verbrauchsgüterunternehmen ausnahmslos aus Schwellenländern.
Klarer Favorit für die Experten der Société Générale ist Asien. Dort stehe die Outperformance noch ganz am Anfang, wobei das Ertragswachstum auf der Zunahme des internationalen Handels und Chinas wirtschaftlicher Erholung basiert. Zudem hat sich die Lage der asiatischen Volkswirtschaften seit der Asienkrise auch deutlich verbessert. Wie die Experten von NNIP feststellen, haben die meisten asiatischen Volkswirtschaften heute beträchtliche Leistungsbilanzüberschüsse und umfangreiche Devisenreserven, die ihre Währungen gegen spekulative Angriffe schützen. Auch nach Ansicht von Investmentguru Marc Faber bieten sich in ausgwählten Emerging Markets derzeit Chancen. Während zum Beispiel der indische Markt deutlich gestiegen ist, hat sich China eher enttäuschend entwickelt. Faber geht deshalb davon aus, dass Anleger Kapital aus Indien abziehen und in China investieren werden, wo das Sentiment aktuell deutlich besser werde. Das Gleiche gelte seiner Ansicht für Malaysia. Ein weiterer Markt, den er für interessant hält, ist Mexiko. Dort sei die Währung nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten schwach gewesen und die Aktienmärkte günstig.
Allerdings gibt es auch ein nicht unerhebliches Risiko: Denn die gute Entwicklung der Emerging Markets lag auch am schwachen US-Dollar. Sollte die Fed nun beschließen, ihre Geldpolitik rascher und stärker zu straffen, als es die Märkte erwarten, könnte die US-Währung wiedere an Wert gewinnen. Und damit die Entwicklung der Emerging Markets beeinträchtigen. Wenn nicht, dann dürfte es sich in der Tat lohnen, die Schwellenländer stärker zu gewichten.